Dass im Kreis 4 jedes Jahr ein Räbeliechtli-Umzug stattfindet, überrascht manche Leute immer wieder. Als ich am letzten Freitag den diesjährigen Umzug mit der Kamera begleitete, kam mir auch tatsächlich an der Hohlstrasse eine Passantin entgegen: „Was, schon wieder eine Demo?“ – Ich klärte sie auf und sie war angenehm überrascht. Die Langstrasse sei wegen einer Demo abgesperrt, meinte sie und tatsächlich sah ich am Horizont Blaulicht blinken.
Wenn man mit 500 Kindern unterwegs ist, sorgen solche Informationen für ein leicht mulmiges Gefühl. Andrerseits steht der Zug ja quasi unter Polizeischutz: nicht nur der Autoverkehr wird für die Kinder angehalten (Was bei den eiligen Autofahrern immer wieder für wildes Gehupe und bei den Teilnehmenden für Amüsement sorgt), auch das Tram hält an – die VBZ wird vorgängig informiert. Die begleitenden Polizei- und Feuerwehrleute stehen natürlich auch im Funkkontakt. Das ist doch sehr beruhigend. Das einzige, was aus diversen Gründen nicht geht, ist die Abschaltung der Strassenbeleuchtung. Wir werden immer wieder darauf angesprochen, einmal hat es geklappt… Aber die Strassenbeleuchtung auszuschalten ist mit sehr viel manuellem Aufwand verbunden und da die Umzüge in mehreren Quartieren gleichzeitig laufen, kommt je nach personeller Kapazität jedes Jahr höchstens ein Umzug in den Genuss. Der Abstecher durch den Bullingerhof und der Aufenthalt in der Bäckeranlage sorgen trotzdem für das Räbeliechtli-Feeling.
So läuft der Zug vom Bullingerschulhaus über verschlungene Quartierstrassen, durch verschwiegene Innenhöfe, über diverse Strassen und Geleise. Sammelt unterwegs immer neue Kindergruppen auf, die schon an der Route warten. Wird aus den Fenstern der Anwohnenden bestaunt und fotografiert und windet sich zuletzt durch die Bäckeranlage bis zum Feldschulhaus, wo Gross und Klein mit Teigtierli und Francos leckerem Tee (Pst, Geheimrezept!) verköstigt werden. Die Stadtmusik Eintracht, die den Zug anführte, gibt noch ein Ständchen und zeigt ihre Trommelkünste. (ao)