150 Jahre Turnverein Aussersihl, Anekdoten aus dem Vereinsleben 2

Copyright © 1868 - 2018 Turnverein Aussersihl Zürich /tvaz.ch

Ver­eins­fah­ne 1905 Vor­der­sei­te Copy­right © 1868 – 2018 Turn­ver­ein Aus­ser­sihl Zürich /tvaz.ch

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Jahre der Konsolidierung 1894 – 1918

Gros­se Ein­ge­mein­dung in der Stadt Zürich 1893. „Zeit des Frie­dens und der Pro­spe­ri­tät, die bei allen immer als die gute alte Zeit wei­ter­le­ben wird“.

1894

Zwei tur­ne­risch-gesang­li­che Vor­stel­lun­gen, wel­che die Teil­nah­me am Eid­ge­nös­si­schen Turn­fest in Luga­no finan­zie­ren sol­len. Zusätz­lich Teil­nah­me am Eid­ge­nös­si­schen Schwing­fest in Zürich.

1896

Mit 70 Mann am Eid­ge­nös­si­schen Turn­fest in Schaff­hau­sen. Meh­re­re Erfol­ge, unter ande­rem der 5. Rang im Säbel­fech­ten. Jac­ques Wyd­ler zum ers­ten Mal eid­ge­nös­si­scher Kampfrichter.

1898

„Eine erneu­te Sta­tu­ten­re­vi­si­on beschäf­tig­te nicht weni­ger als 3 Vereinsversammlungen.“
Bei­tritt zur 1894 gegrün­de­ten Turn­ver­ei­ni­gung der Stadt Zürich.

1900

Ers­ter eid­ge­nös­si­scher Kunst­kranz­tur­ner am Eid­ge­nös­si­schen Turn­fest in La Chaux-de-Fonds.

„Aus dem Fest­be­richt mag erwähnt sein, daß zum Sek­ti­ons­wett­kampf, der am frü­hen Mor­gen des 5. August absol­viert wer­den muß­te, die Mann­schaft sich mit Zäh­ne­klap­pern und schlot­tern­den Bei­nen in Reih und Glied stell­te und sich mit vor Frost blau­en Glie­dern und blei­chen Gesich­tern dem Kampf­ge­richt präsentierte.“

Mit 500 Mit­glie­dern ist Aus­ser­sihl einer der bes­ten und gröss­ten Schwei­zer Turnvereine.

1902

Ände­rung in der Durch­füh­rung der Turn­fahr­ten: Um sich für Eid­ge­nös­si­sche Turn­fes­te zu qua­li­fi­zie­ren, müs­sen die Ver­ei­ne nach­wei­sen, dass sie in den letz­ten 3 Jah­ren min­des­tens 9 Turn­fahr­ten à 25 Kilo­me­ter durch­ge­führt haben. Des­halb neue Turn­fahr­ten­kom­mis­si­on gegrün­det, die gleich im ers­ten Jahr vier Wan­de­run­gen organisiert.

1903

Eid­ge­nös­si­sches Turn­fest in Zürich (6000 Tur­ner aus 334 Sek­tio­nen), Aus­ser­sihl mit 77 Mann tur­nend dabei, auch im Unter­hal­tungs­pro­gramm und in ver­schie­de­nen Komi­tees aktiv. Mit 172 gelös­ten Fest­kar­ten erziel­te Aus­ser­sihl den Rekord. 73 Neumitglieder.

1904

Neu­er Prä­si­dent Hans Maag und neu­es Ver­eins­lo­kal „Hel­ve­tia“. Ers­te Ideen für eige­ne Ver­eins­zei­tung, aus finan­zi­el­len Grün­den aber nicht weiterverfolgt.

1905

Die Fah­ne von 1889 ist „morsch und alters­schwach“ gewor­den. Im Fah­nen­fonds liegt zu wenig Geld, schon wie­der die uner­war­te­te Hil­fe des Töch­ter­chors. Fah­nen­wei­he auf dem Turn­platz an der Feld­stras­se mit Preis­schau­tur­nen und Abend­un­ter­hal­tung im Kasi­no Aussersihl.

1908

Grün­dung einer Damen­rie­ge, ers­ter Lei­ter wird der Ehren­ober­tur­ner Jac­ques Wyd­ler. Weil noch kein Lokal gefun­den wird, star­tet der Turn­be­trieb erst 1909. Am Anfang 102 Mit­glie­der, Ende 1909 nur noch 69.

Grün­dung einer Ski- und Berg­sek­ti­on, 1914 wie­der aufgelöst.

Teil­nah­me am XI. Deut­schen Bun­des­turn­fest in Frank­furt mit einer über­re­gio­na­len „Mus­ter­rie­ge“ unter Aus­ser­sih­ler Lei­tung. Teil­nah­me einer klei­nen Grup­pe am Tes­si­ner Kan­to­nal­turn­fest in Bellinzona.

1909

Eid­ge­nös­si­sches Turn­fest in Lau­sanne: 1. Rang der 71 Mann umfas­sen­den Festsektion.

1912

Mit 85 Tur­nern ambi­tio­nier­te Teil­nah­me am Eid­ge­nös­si­schen Turn­fest in Basel; Erwar­tun­gen nicht erfüllt.

Ein sel­te­ner Anlass: Zum Besuch des deut­schen Kai­sers in Zürich steht die gan­ze Aktiv­mann­schaft von 80 Mann im Ehren­dienst Spa­lier an der Bahn­hofstras­se; „sie staun­ten als bie­de­re Repu­bli­ka­ner über den Auf­zug kai­ser­li­chen Glanzes.“

1914

Kantonalturnfest in Unterstrass.

Gene­ral­mo­bil­ma­chung am 31. Juli: „Mit einem Schla­ge war es auf den Turn­plät­zen von wei­ßen Gestal­ten leer gewor­den, und an ihrer Stel­le stan­den die Män­ner im Wehr­kleid, bereit, für die Frei­heit unse­rer Hei­mat einzustehen.“

1918

Dezen­tra­li­sier­te kan­to­na­le Turn­ta­ge nach vier­jäh­ri­gem Unter­bruch wegen des Weltkriegs.

Jahr des 50-jährigen Vereinsjubiläums.

Im Mai Ent­scheid für Durch­füh­rung einer Jubi­lä­ums­fei­er trotz der Kriegs­jah­re. Eine Samm­lung unter der Aus­ser­sih­ler Bevöl­ke­rung bringt 6000 Fran­ken an Bar­spen­den und einen Gaben­tem­pel fürs Preis­schau­tur­nen im Wert von 3000 Fran­ken. Die Grip­pe­epi­de­mie vom Spät­som­mer („Spa­ni­sche Grip­pe“) bringt ein behörd­li­ches Ver­bot von Anläs­sen im Frei­en wie in geschlos­se­nen Räu­men, spä­te­re Locke­rung des Ver­bots. Trotz eini­ger Erkran­kun­gen und Todes­fäl­le fin­det das Preis­schau­tur­nen an der Feld­stras­se und die Jubi­lä­ums­fei­er in der Stadt­hal­le im Okto­ber statt. „Trotz Tanz­ver­bots bleibt die Fest­ge­mein­de bis zum frü­hen Mor­gen beisammen.“

Jahre der grossen Erfolge 1919 – 1943

Zu die­sen knapp 25 Jah­ren ver­merkt die Chro­nik stolz: „Zeit der größ­ten tur­ne­ri­schen Erfol­ge, die nur drei Ober­tur­ner in jah­re­lan­ger treu­er Arbeit unter sich teil­ten. Sieg­fried Büh­ler, Adolf Gisel und Hans Mei­er haben unse­re Sek­ti­on wäh­rend drei Dez­en­ni­en von Sieg zu Sieg geführt und dem Namen Aus­ser­sihl, der seit jeher einen guten Klang besass, zu beson­de­rem Ruhm verholfen.“

1919

Rück­ver­le­gung des Ver­eins­lo­kals ins Kasi­no Aus­ser­sihl. Die Gene­ral­ver­samm­lung beschliesst, eine eige­ne Ver­eins­zei­tung unter dem Namen „Aus­ser­sih­ler-Tur­ner“ als Monats­schrift her­aus­zu­ge­ben und allen Mit­glie­dern gra­tis zu versenden.

1920

Aus­ser­sihl mit 772 Mit­glie­dern an drit­ter Stel­le im Etat des Eid­ge­nös­si­schen Turn­ver­eins. Sieg am kan­to­na­len Turn­fest in Rüti.

1921

Wie­der Teil­nah­me der Gesangs­sek­ti­on an einem Gesangs­fest. 1. Rang am städ­ti­schen Turnfest.

1922

Aus­ser­sihl mit 843 Mit­glie­dern an drit­ter Stel­le im Etat des Eid­ge­nös­si­schen Turn­ver­eins, bis­her gröss­te erreich­te Mit­glie­der­zahl, in der Fol­ge aber eini­ge Strei­chun­gen („die Qua­li­tät eini­ger Mit­glie­der liess zu wün­schen übrig“). Erwar­tun­gen am Eid­ge­nös­si­schen Turn­fest in St. Gallen
nicht ganz erfüllt.

1923

Erwei­te­rung des Vor­stands nach Sta­tu­ten­re­vi­si­on. Eine neu gebil­de­te Ver­gnü­gungs­kom­mis­si­on orga­ni­siert „Ver­eins­an­läs­se unter­hal­ten­der Natur ein­schliess­lich Turn­fahr­ten“. 1. Rang am Kan­to­nal­turn­fest in Oerlikon.

1924

„Die Gene­ral­ver­samm­lung 1924 beschloss, anstel­le der bis­he­ri­gen Bar­prä­mi­en für fleis­si­gen Turn­be­such künf­tig ein Ehren­kreuz abzu­ge­ben, das in mas­siv Sil­ber und sil­ber­ver­gol­det dem Trä­ger eine beson­de­re Aner­ken­nung für sei­ne Treue blei­ben soll­te“. Wech­sel des Ver­eins­lo­kals zum Café Oert­li (spä­ter Café Stauf­fa­cher). Preis­schau­tur­nen auf dem Turn­platz Feld­stras­se, „in ers­ter Linie als Pro­pa­gan­da für die Wer­bung neu­er Akti­ven“, pracht­vol­ler Gaben­tisch mit der Wertsum­me von 3000 Fran­ken, Fest­um­zug von über 80 Akti­ven, gros­se Zuschauermenge.

„Kei­ne Ruh­mes­ta­ten“ am Schaff­hau­ser Kan­to­nal­turn­fest, zum Glück aus­ser Kon­kur­renz gestartet.

1925

Eid­ge­nös­si­sches Turn­fest in Genf: „Wie­der ein­mal zog die gan­ze schwei­ze­ri­sche Tur­ner­schaft an die West­mark unse­res Lan­des, und Genf war für uns Ost­schwei­zer ein ganz beson­de­rer Anzie­hungs­punkt, bot die­se Stadt für den gröss­ten Teil unse­rer Akti­ven doch etwas voll­stän­dig Neues.

Unse­re wel­schen Mit­eid­ge­nos­sen ent­täusch­ten denn auch unse­re gros­sen Hoff­nun­gen nicht und emp­fin­gen die Tur­ner mit einer auf­rich­ti­gen Herz­lich­keit, wie sie noch sel­ten erlebt wur­de. Genf wird für immer eines unse­rer schöns­ten Eid­ge­nös­si­schen Turn­fes­te blei­ben, bot doch schon die Rei­se zum Léman­strand ein Erleb­nis für sich.“ Dazu ein gros­ser Erfolg mit dem 2. Rang. Die gute Unter­kunft trägt auch zur guten Erin­ne­rung bei: „Petit-Lan­cy und Aus­ser­sihl waren 4 Tage ein Herz und eine Seele.“

Feu­er­werk beim Emp­fang zu Hau­se durch den Quar­tier­ver­ein Aussersihl.

1927

Sieg am kan­to­na­len Turn­fest in Töss, zum fünf­ten Mal in Serie: „Zwei präch­ti­ge Horn­bu­ketts aus künst­li­chen Korn­blu­men … waren eine beson­de­re, bis­her nicht gekann­te Über­ra­schung und wur­den von unse­ren Tur­nern mit gebüh­ren­dem Jubel und Dank entgegengenommen.“

Die Fra­ge einer Betei­li­gung am Fran­zö­si­schen Bun­des­turn­fest von 1930 in Algier kommt auf. Eine Rie­ge „Algier“ wird gegrün­det „mit dem Zwe­cke, eine Spar­kas­se zu äuf­nen und durch gele­gent­li­che Zusam­men­künf­te Land und Volk der nord­afri­ka­ni­schen Kolo­nie Frank­reichs vor­erst in er Theo­rie ken­nen zu lernen.“

1928

Ein Jahr reich an Ereig­nis­sen. Wei­he einer neu­en Fah­ne, ver­bun­den mit einer ein­fa­chen Gedenk­fei­er zum 60-jäh­ri­gen Jubi­lä­um: Schau­tur­nen auf dem Turn­platz Feld­stras­se, ver­bun­den mit einem Kunst­tur­ner­match Baden-Stadt gegen Aus­ser­sihl, Fest­zug durch das Quar­tier. Fest zum 100-jäh­ri­gen Jubi­lä­um des Män­ner­chors Aus­ser­sihl, der sich „in einem Jahr­hun­dert eif­ri­gen Schaf­fens und Stre­bens zu einem der gröss­ten und ange­se­hens­ten Sän­ger­ver­ei­ne unse­res Lan­des empor­ge­run­gen“ hat.

Gros­ser Erfolg am Eid­ge­nös­si­schen Turn­fest in Luzern. Das Hotel Bahn­hof in Emmen­brü­cke gehört eini­ge Tage allein dem Turn­ver­ein Aus­ser­sihl. Die Damen­rie­ge nimmt am 1. Schwei­ze­ri­schen Frau­en­turn­tag in Bern teil. „Wenn auch nur ein all­ge­mei­ner Auf­marsch und freie Vor­füh­run­gen die­ses ers­te gros­se Tref­fen des Schwei­ze­ri­schen Frau­en­turn­ver­ban­des [mit 6000 Tur­ne­rin­nen] kenn­zeich­ne­ten, so blieb das Erleb­nis doch in sei­ner Nach­hal­tig­keit kaum hin­ter einem Fest der Tur­ner zurück.“

1930

Beim Kan­to­nal­turn­fest in Alt­stet­ten lässt sich unse­re Sek­ti­on zum ers­ten Mal in 16 Jah­ren den Sie­ges­lor­beer auf kan­to­na­lem Boden ent­glei­ten, vor allem wegen dem „Wet­ter­gott, der gera­de wäh­rend des Wett­kamp­fes am Sams­tag­nach­mit­tag sei­ne Schleu­sen öff­ne­te und den Fest­platz in kur­zer Zeit in einen schlüpf­ri­gen, schmutz­star­ren­den Acker ver­wan­del­te. … Mit dem 3. Rang … durf­te [Aus­ser­sihl] wohl­auf zufrie­den sein, wenn auch ver­wöhn­te Geis­ter den klei­nen Abstieg anfäng­lich nicht ver­schmer­zen wollten.“

Der Besuch des Fran­zö­si­schen Bun­des­turn­fests in Algier wird abge­sagt. Die Rie­ge „Algier“ wan­delt sich aber in eine Rei­se­ge­sell­schaft um und erwei­tert das Rei­se­pro­gramm mit einer „Aus­deh­nung ins Inne­re Afri­kas“ für Febru­ar und März 1931.

1931

Grün­dung der Jugend­rie­ge: „Die auf­ge­stell­ten Leit­sät­ze setz­ten als Min­dest­al­ter 11 Jah­re fest und über­ban­den dem Ver­ein neben den all­ge­mei­nen Kos­ten auch die Ver­si­che­rung der Jugend­rieg­ler, womit die­se voll­stän­dig bei­trags­frei gehal­ten wer­den konn­ten.“ Neu­grün­dung der Ski­rie­ge. 1. Rang am städ­ti­schen Turn­tag, Sieg der Jugend­rie­ge an ihrer ers­ten Teil­nah­me an der 60-Meter-Pendelstafette.

Abenteuer in der grossen Welt von Februar – März

Gros­se Tour der Rei­se­ge­sell­schaft nach dem dunk­len Erd­teil, die sie über Mar­seil­le – Algier bis nach Bis­kra und Tunis führ­te. Ein illus­trier­ter Rei­se­be­richt und ein im Früh­jahr 1932 durch­ge­führ­ter Licht­bil­der­vor­trag ver­mit­tel­ten den Daheim­ge­blie­be­nen die unver­gess­li­chen und tie­fen Ein­drü­cke die­ser Rei­se, die für alle Betei­lig­ten eine unbe­kann­te Welt erschloss und Erleb­nis­se sel­te­ner Art mit sich brachte.

ChronikTitelbild AUssersihlerTurner Copyright © 1868 - 2018 Turnverein Aussersihl Zürich /tvaz.ch

Chro­nik­Ti­tel­bild AUs­ser­sih­ler­Tur­ner Copy­right © 1868 – 2018 Turn­ver­ein Aus­ser­sihl Zürich /tvaz.ch

1932

100-Jahr-Jubi­lä­um des Eid­ge­nös­si­schen Turn­ver­eins. Gros­ses Turn­fest inklu­si­ve Frau­en­turn­tag. Der 2. Schwei­ze­ri­sche Frau­en­turn­tag, an dem sich auch unse­re Damen­rie­ge an Spiel­wett­kämp­fen und bei den all­ge­mei­nen Übun­gen betei­lig­te, eröff­ne­te die gro­ße Turn­er­heer­schau und emp­fing auch aus himm­li­schen Schleu­sen die Tau­fe, der sel­ten ein Eid­ge­nös­si­sches Turn­fest bis­her ent­ging. Packend waren nament­lich die Bil­der, die sich dem Auge durch das wogen­de blaue Meer der Tur­ne­rin­nen bei den all­ge­mei­nen Übun­gen dar­bo­ten und beson­ders ori­gi­nell jene gros­se Wäsche in den aus­ge­dehn­ten Was­ser­tüm­peln des Fest­plat­zes, bei der bis ans Knie beschmutz­te Damen­bei­ne wie­der salon­fä­hig gemacht wurden.

Mit einer 102 Mann star­ken Fest­sek­ti­on trat [Ober­tur­ner] Adolf Gisel nach stren­ger Vor­be­rei­tungs­zeit in den Wett­kampf und zeig­te nament­lich bei den Frei­übun­gen mit 96 Mann in 3 Zügen, was Man­nes­zucht und Unter­ord­nung zu leis­ten ver­mag. Dass gera­de wäh­rend die­ser Mar­schund Frei­übun­gen der Wet­ter­gott alle sei­ne Regis­ter zie­hen ließ, ohne dass dies die Tur­ner im gerings­ten stör­te, zeug­te von beson­de­rer Disziplin.

1933

Fest zum 25-Jahr-Jubi­lä­um der Damen­rie­ge in der Stadt­hal­le mit Unter­hal­tungs­pro­gramm. Zum ers­ten Mal seit 16 Jah­ren vom ers­ten Platz am städ­ti­schen Turn­tag ver­drängt. Teil­nah­me einer gemein­sa­men Dele­ga­ti­on unter Lei­tung des ehe­ma­li­gen Aus­ser­sih­ler Ober­tur­ners Adolf Gisel am 15. Deut­schen Bun­des­turn­fest in Stutt­gart („höchs­te Aner­ken­nung selbst durch pro­mi­nen­te Füh­rer der Deut­schen Turnerschaft“).

1935

Aus­ser­sihl orga­ni­siert den städ­ti­schen Turn­tag: Gros­ser Erfolg auf orga­ni­sa­to­ri­scher, finan­zi­el­ler und sport­li­cher Ebe­ne. Der Ver­ein setzt den Gewinn von 6000 Fran­ken für Ver­ga­bun­gen an gemein­nüt­zi­ge Aus­ser­sih­ler Orga­ni­sa­tio­nen und an Unter­sek­tio­nen ein. „Das gros­se Jahr 1935 galt ein­zig und allein dem städ­ti­schen Turn­tag, für den ein vol­ler orga­ni­sa­to­ri­scher, aber auch tur­ne­ri­scher Erfolg allen Stre­bens letz­ter End­zweck war, nach­dem der Beschluss gefasst wur­de, trotz der Eigen­schaft als fest­ge­ben­der Sek­ti­on, sich mit einer mög­lichst gros­sen Zahl von Tur­nern auch am Sek­ti­ons­wett­kampf zu beteiligen. …

Die Tage vom 13. und 14. Juli 1935 wur­den denn auch für Aus­ser­sihl zu Ehren­ta­gen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. Ein bis aufs Letz­te klap­pen­des Räder­werk  der Orga­ni­sa­ti­on, ein Fest­wet­ter, wie es glän­zen­der nicht mehr gewünscht wer­den konn­te, ein Publi­kums­er­folg von beson­de­rem Aus­maß und dazu der Sie­ges­lor­beer der 96 Mann star­ken Aktiv­sek­ti­on im Wett­kampf, waren Erleb­nis­se, wel­che die Begeis­te­rung und Fest­freu­de der Aus­ser­sih­ler bis zur Sie­de­hit­ze steigerten.

Daß in der Fol­ge auch das finan­zi­el­le Ergeb­nis alle Erwar­tun­gen bei wei­tem über­stieg, ver­moch­te selbst­ver­ständ­lich eben­so viel Freu­de und Genug­tu­ung aus­zu­lö­sen, ergab die Fest­rech­nung doch einen Über­schuß von Fr. 7478.39, von dem gemäss den Bestim­mun­gen des Regle­men­tes über die Durch­füh­rung der städ­ti­schen Turn­ta­ge 20%, d. h. rund 1500 Fran­ken der Turn­ver­ei­ni­gung und der Rest von 6000 Fran­ken unse­rem Ver­ein als fest­ge­ben­der Sek­ti­on zufie­len. Eini­ge Ver­ga­bun­gen an gemein­nüt­zi­ge Insti­tu­tio­nen unse­res Quar­tiers und an unse­re bei der Orga­ni­sa­ti­on tat­kräf­tig mit­wir­ken­den Unter­sek­tio­nen lies­sen auch bei die­sen Beschenk­ten Freu­de und Aner­ken­nung zurück.“ Auch die Behör­den des stadt­zür­che­ri­schen Turn­ver­bands waren sehr zufrie­den mit der Aus­ser­sih­ler Orga­ni­sa­ti­on des Turntages:

„Erst­mals seit Bestehen der Turn­ver­ei­ni­gung der Stadt Zürich ist der Ver­bands­an­lass einer Sek­ti­on über­tra­gen wor­den. Aus­ser­sihl hat es gewagt und hat gesiegt! Der Ruf: „Hie Aus­ser­sihl, hie Zürich­bo­den!“, der wäh­rend dem Fes­te durch das Sihl­hölz­li­are­al hall­te, wird nicht so bald ver­stum­men. In vie­len hun­der­ten jun­ger Turn­er­her­zen klingt er begeis­tert nach und weckt unaus­lösch­li­che Gefüh­le der Dank­bar­keit und vater­län­di­schen Gesinnung.

– Es war für das Tech­ni­sche Komi­tee eine gros­se Genug­tu­ung, mit den lie­ben Kame­ra­den von Aus­ser­sihl die Vor­be­rei­tun­gen zu tref­fen, über­all arbeits­freu­di­ge, unei­gen­nüt­zi­ge Hin­ga­be. Die Paro­le „Einig­keit macht stark“ hat sich glän­zend erwie­sen. Ein leuch­ten­des Bei­spiel!“ Zwei­te Rei­se der Rei­se­ge­sell­schaft, dies­mal nach Ita­li­en und Dalmatien.

1936

Der ehe­ma­li­ge Ver­eins­prä­si­dent Emil Häber­ling („Emi­lio il Gran­de“) wird Mit­glied der Eid­ge­nös­si­schen Turn­be­hör­den. Rei­se der Kunst­tur­ner­rie­ge (zusam­men mit Kame­ra­den von Hard) nach Gras­se zu einem Kunst­tur­ner­match gegen die Côte d’Azur, wobei sie „die Gele­gen­heit benütz­te, in der übri­gen Zeit die schö­ne Küs­te Süd­frank­reichs ken­nen zu lernen“.

Eid­ge­nös­si­sches Turn­fest in Win­ter­thur, mit dem 3. Schwei­ze­ri­schen Frau­en­turn­tag: „Des Him­mels Nass ergoss sich auch dies­mal unbarm­her­zig über die Scha­ren im blau­en Gewand, sodass die packen­den all­ge­mei­nen Übun­gen … wie­der unter dem glit­schi­gen und schmut­zi­gen Erd­reich lit­ten …  Man­cher Sturz­flug nötig­te zu gründ­li­cher Moh­ren­wä­sche, was aber den guten Humor der Tur­ne­rin­nen nicht zu beein­träch­ti­gen vermochte.“

Nur 5. Rang bei den Sek­ti­ons­tur­nern: „Dabei war Ober­tur­ner Hans Mei­er nicht nur mit sei­nen 80 Tur­nern nicht ganz zufrie­den, son­dern noch mehr mit dem Kampf­ge­richt, dem er bei­na­he auf dem Fest­platz schon in die Haa­re gera­ten wäre.“

1938

70-jäh­ri­ges Jubi­lä­um: Preis­schau­tur­nen in der Stadt­hal­le, anschlies­sen­des Tanz­ver­gnü­gen. Ers­ter Kranz­ge­win­ner im Kunst­tur­nen am Kan­to­nal­turn­fest in Wädens­wil. Reno­va­ti­on der Turn­hal­le Feld­stras­se. „Die Grün­dung der Frau­en­rie­ge als Unter­sek­ti­on der Damen­rie­ge soll den älte­ren Tur­ne­rin­nen Gele­gen­heit ver­schaf­fen, mit einem leich­te­ren Turn­stoff, ihrer kör­per­li­chen Kon­sti­tu­ti­on ent­spre­chend, die Lei­bes­übun­gen wei­ter zu füh­ren.“ Die neue Rie­ge kommt gut an.

1939

Orga­ni­sa­ti­on der Schwei­ze­ri­schen Gerä­te­m­eis­ter­schaft (Kunst­tur­nen): Weni­ger Zuschau­er als erwar­tet und nur klei­ner Gewinn.

Gutes Abschnei­den am stadt­zür­che­ri­schen Turn­fest und Teil­nah­me an Wett­kämp­fen und Vor­füh­run­gen im patrio­ti­schen Rah­men der Lan­di – und Aus­bruch des Zwei­ten Welt­krie­ges: 276 Mit­glie­der des Turn­ver­eins von der Kriegs­mo­bil­ma­chung betrof­fen: 12 Offi­zie­re, 54 Unter­of­fi­zie­re, 185 Sol­da­ten, 15 Ange­hö­ri­ge des zivi­len Luft­schut­zes und 10 Ange­hö­ri­ge des Hilfs­diens­tes. Trup­pen bele­gen die Turn­hal­len, des­we­gen kön­nen Turn­stun­den nur noch im Frei­en abge­hal­ten werden.

1940

Mobi­li­sa­ti­ons­vor­stand, da meh­re­re tra­gen­de Mit­glie­der des Ver­eins im Mili­tär­dienst stehen.

1941

Die „Bewe­gung für das Schwei­ze­ri­sche Sport­ab­zei­chen“ führt zu einer Zunah­me von Mit­glie­dern, vor allem in der Män­ner­rie­ge. Erfol­ge am selbst orga­ni­sier­ten Turntag.

1942

Edu­ard Hess, das letz­te Grün­dungs­mit­glied von 1868, stirbt 94-jährig.

1943

75-Jahr-Jubi­lä­um und Durch­füh­rung des städ­ti­schen Turntags.

Düstere Zeiten

Der Väter Kraft, die Mus­kel­kraft der Ahnen
War stets ein Klein­od in Hel­ve­ti­ens Schild,
Das auf den blu­ti­gro­ten Siegesbahnen
Der Tyran­nei sie kühn ent­ge­gen hielt,
Und die­ses Klein­od treu­lich zu behüten,
Es ward der Schwei­zer Tur­ner­schaft beschieden.

Drum hal­tet fest des Armes Kraft zu üben,
Wollt Ihr der Väter Taten wür­dig sein.
Ein hohes Ziel ist Euch noch vorgeschrieben:
Ihr sollt auch ech­te Geis­tes­tur­ner sein,
Der Vor­ur­tei­le Schat­ten müs­sen wanken,
Frei sollt Ihr sein, auch frei in den Gedanken.

Frisch, frei und froh ans Werk, wollt Ihr erproben
Die Kraft und der Gewandt­heit Sieg bestehn,
Das Vater­land wird sei­ne Söh­ne loben.

Turn­er­ge­dicht aus dem Ende des 19. Jahr­hun­derts, mit dem der Chro­nist zum 75-Jahr-Jubi­lä­um den Wider­stands­geist im  Zwei­ten Welt­krieg noch­mals her­auf beschwor.

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