Ausstellung “Touching Africa”

Es sind Gesell­schaf­ten im Umbruch, sozia­le, kul­tu­rel­le und öko­no­mi­sche Brenn­punk­te, die den bil­den­den Küns­ten neue Impul­se geben. Ein sol­cher Brenn­punkt ist Johan­nes­burg und eine Ver­tre­te­rin der dor­ti­gen quir­li­gen Kunst­sze­ne stellt der­zeit ihre Wer­ke im Ame­ri­can Womens‘ Club of Zürich aus. Die Ver­nis­sa­ge ver­pass­te ich lei­der, aber ich bekam die Gele­gen­heit, die Wer­ke zu besich­ti­gen und mich mit der Künst­le­rin zu unterhalten.

Clai­re Lin­der wur­de in Süd­afri­ka gebo­ren und und war dort 30 Jah­re lang als Bota­ni­sche Illus­tra­to­rin tätig. 2001 zog sie mit ihrer Fami­lie in die Schweiz, und beschloss, auch künst­le­risch neue Wege zu gehen.

So lös­te sie sich völ­lig von der prä­zi­sen wis­sen­schaft­li­chen Male­rei und fand ihren Weg zu einer sehr viel freie­ren Inter­pre­ta­ti­on ihrer Ideen.

Die Wer­ke von Frau Lin­der sind eine Hom­mage an die Natur und Land­schaft in Afri­ka, sie greift aber auch gele­gent­lich die Pro­ble­me der dor­ti­gen Gesell­schaft auf: AIDS, Armut, Umwelt­zer­stö­rung – The­men, die auch bei ande­ren süd­afri­ka­ni­schen Künst­le­rin­nen und Künst­lern prä­sent sind. Das The­ma Apart­heid habe sie für die­se Aus­stel­lung aller­dings bewusst ver­mie­den, sagt sie. Dies sei ein Punkt in der Geschich­te, den sie selbst mit­er­lebt habe, und der noch immer sei­nen Schat­ten bis in die heu­ti­gen Tage wer­fe. Es sei jedoch Zeit, nach Vor­ne zu schau­en, und sich den jet­zi­gen Pro­ble­men zu stellen.

Frau Lin­der arbei­tet mit Öl auf Lein­wand und mit ver­schie­de­nen ande­ren Tech­ni­ken auf For­ma­ten in ver­schie­de­nen Grös­sen; die Mal­wei­se ist eine Kom­bi­na­ti­on aus abs­trakt und figür­lich. Die Sujets laden zu Genies­sen, Schau­en, Suchen und Nach­den­ken ein. Der/die Betrach­ten­de wird auf einer sehr per­sön­li­chen Erfah­rungs­ebe­ne ange­spro­chen und zur Süd­afri­ka­ni­schen Rea­li­tät geführt. Das „Rhi­no Coun­try“ zeigt dies sehr deutlich.

Hier tum­meln sich aller­hand Tie­re auf grü­nem Hin­ter­grund (ich mag Grün, dar­um ist mir die­ses Bild auf­ge­fal­len). Man freut sich an den Tie­ren, denkt an Kin­der­bil­der, an Tier­do­kus, an Höh­len­ma­le­rei­en in Las­caux oder an den letz­ten Besuch im Zoo… Irgend­wann merkt man dann, dass der Held es Bilds, das Rhi­no, gar nicht da ist… Und auch die ande­ren Tie­re schei­nen zu ver­schwin­den; eine gros­se Kat­ze ist nur noch ein Schat­ten ihrer selbst, von einem ande­ren Tier ist gar nur noch der Umriss vorhanden.

Auch die Künst­ler in Las­caux mal­ten aus­ster­ben­de Tier­ar­ten; keins der dort abge­bil­de­ten Tie­re exis­tiert heu­te noch. Sie wuss­ten dies natür­lich nicht. Wir aber wis­sen es und wer­den durch das „Rhi­no Coun­try“ auf sub­til-unauf­dring­li­che Art dar­an erin­nert. Frau Lin­der meint dazu „Wir haben es in der Hand.“ (ao)

Die Aus­stel­lung dau­ert noch bis zum 31.10.2013.