Unter diesem Motto schien der diesjährige Räbenliechtli-Umzug zu stehen. Dass der Umzug jedes Jahr spürbar länger wird, ist so erfreulich wie normal; dieses Jahr schienen jedoch soviel Kinder mitzumarschieren wie noch nie. Nebst dem “Staff” vom Quartierverein waren 3 Polizisten, eine Polizistin, ein Verbindungsmann zu den VBZ und 4 Feuerwehrleute im Einsatz. Fast alle Räben wurden verschnitzt, 110 Liter Tee ausgeschenkt (rechne man pro Becher 0.2l Tee, so kommt man auf die ungefähre Zahl der teilnehmenden Kinder). Wir wurden – mehr oder weniger unfreiwillig – zur Touristenattraktion und landeten im britischen Fernsehen. Die Stadt Zürich sorgte auch für die passende Stimmung: Laubbläser bleiben neuerdings im Werkzeugkasten, so dass man zumindest streckenweise durch buntes Herbstlaub rascheln konnte.
Für mich besonders erfreulich: ich musste dieses Jahr weder den Verkehr regeln noch Wagen ziehen, daher konnte ich mich ganz aufs Fotografieren konzentrieren und den Umzug quasi “von Aussen” dokumentieren. So kam ich in den ganz besonderen Genuss der erstaunten und erfreuten Kommentare von Passantinnen und Passanten und konnte viele feine Fotos schiessen. Deshalb ist das Fotoband rechts dieses Mal auch besonders lang.
Die Strecke ist ja altbewährt, nur der Endpunkt Feldschulhaus wurde letztes Jahr neu eingeführt und beibehalten. Der geschlossene Schulhof ist sicherer für die Kinder, entspannter für die Eltern und einfach gemütlicher als der Helvetiaplatz (auch wenn es zugegebenermassen immer wieder lustig war, dass die Langstrasse einmal im Jahr für den Durchmarsch der Kinder gesperrt wurde). Mit dem Kommando “Räbeliechtli-Umzug Marsch” startete das Unternehmen pünktlich um 17:15 bei einsetzender Dämmerung bei den Hardautürmen.
Unter Polizeischutz über die Kreuzung Sihlfeldstrasse und ab in den Bullingerhof! Ein Anwohner fragte mich, was das denn sei – “Räbeliechtli-Umzug” – sagte ich, da freute er sich.
Da die Route bekannt war, konnten viele Eltern mit ihren Kindern einfach entlang der Strasse warten und sich eingliedern. Am Tränenbrunnen auf dem Bullingerplatz warteten auch schon ganz viele Leute. Vor der Pizzeria staunte ein älterer Herr nicht schlecht: so einen langen Umzug habe er noch nie gesehen, meinte er mit etwas beschwipster Stimme. Hier stiessen auch vier junge Männer zu uns, die eigentlich schon viel zu alt und zu cool waren. Sie marschierten auch ohne Räben mit bis zum Schluss, gaben zwischendurch kleine Streetdance-Einlagen und unterhielten sich angeregt mit der Polizistin.
Zwischendurch wurden wir immer wieder von Neuzuzügern bestaunt oder kurzerhand in einen Quartierrundgang integriert, dessen Weg wir gerade kreuzten. Nach einem letzten Stop in der Bäckeranlage wurde das Ziel Feldschulhaus angepeilt. Hier gab es ein Teigmüsli für jedes Kind (gesponsort von der ZKB und gebacken von der Bäckerei Wagner, die uns sonst auch das sensationelle Brot liefert) sowie einen Becher Früchtetee. Ein Reporter vom englischen Channel 9 war mit Kamera und Mikrofon zur Stelle und liess sich die Ursprünge dieser alten Tradition erklären, die auf die Kelten zurückgeht (Halloween ist ja nur eine schlechte Kopie…). Eine Himmelslaterne stieg auf, die Trommler der Stadtmusik gaben einen improvisierten Trommelworkshop mit leuchtenden Stöcken und es herrschte eine schöne Volksfeststimmung. (ao)