Es weihnachtet sehr

Frei­tag, 02.12. 2016, 15:00 Uhr. Alles ist bereit zum tra­di­tio­nel­len Baum­schmü­cken am Bul­lin­ger­platz. Ein­ge­la­den sind wie immer alle Bewohner/innen des Hardquartiers. 

Gekom­men sind vor allem die Kin­der. Von den Kindergärtnern/Innen (in Beglei­tung ihrer Leh­re­rin­nen) bis zu den etwas älte­ren Schü­lern der Pri­mar­schu­len, die mit ihren Freun­den und Freun­din­nen erschie­nen sind. Auch die ganz jun­gen Inter­es­sen­ten, die ihre Eltern mit­brach­ten, erschie­nen zahl­reich, enthu­si­as­tisch und fasziniert. 

Alle woll­ten das reich­hal­ti­ge Ange­bot wahr­neh­men, das ihnen gebo­ten wurde.

Was denn, fra­gen Sie sich? Was habe ich denn da ver­passt? Was jetzt? 

Das haben Sie verpasst. 

Beim Fami­li­en­treff Hard konn­ten Sie, eigent­lich Ihre Kin­der, nicht nur weih­nacht­li­che Moti­ve fan­ta­sie- und kunst­voll zu Papier brin­gen, son­dern auch Ihre Wün­sche nie­der­schrei­ben. Und die jun­gen Maler und Dich­ter nah­men die Gele­gen­heit eif­rig wahr, ihr Talent zu zei­gen. Die­se Kunst­wer­ke wur­den dann am Weih­nachts­baum auf­ge­hängt. Schaut mal vorbei. 

Für viel Inter­es­se und gros­sen Spass sorg­te der Ski-Hin­der­nis-Sla­lom-Par­cours, der von zahl­rei­chen Kin­dern enthu­si­as­tisch in Angriff genom­men wur­de. Die Kolon­nen der Interessent/Innen, die dar­auf war­te­ten, an den Start gehen zu kön­nen, sprach Bän­de. Als Beloh­nung erhielt jeder Teilnehmer/In ein Por­ti­on heis­ser Maro­ni, frisch vor Ort zube­rei­tet. Die Maro­ni waren auch bei den Erwach­se­nen sehr beliebt.

Ein wei­te­rer Hit waren die Luft­bal­lo­ne der Kir­che Felix und Regu­la. Sie waren sehr begehrt. Sei es, um sie vol­ler Stolz und mit leuch­ten­den Augen mit nach Hau­se zu neh­men. Sei es, um mit einer Kar­te mit Wün­schen oder Nach­rich­ten (wie wir mal ver­mu­ten) ver­se­hen, in den Him­mel geschickt zu wer­den. Ein paar waren wahr­schein­lich für das Christ­kind oder für San­ta Claus. Der eine oder ande­re mach­te sich selb­stän­dig, was zu ein paar rasch getrock­ne­ten Trä­nen führte. 

Apro­pos Sankt Niko­laus: Dem Abend­rot nach zu schlies­sen war der Niko­laus an die­sem Abend, so behaup­te­te jeden­falls mei­ne UrGross­mutter immer, gera­de dabei, Grit­ti­bän­ze zu backen. Am 6. Dezem­ber wer­den die Glück­li­chen einen davon genies­sen können. 

Der Quar­tier­ver­ein schenk­te heis­sen Oran­gen­punsch aus, der man­che See­le auf­wärm­te. Hän­de und Kör­per nicht zu ver­ges­sen. Wer frie­rend und mit Frostbeu­len ankam, ging mit glü­hend rotem Gesicht und fri­sche Mutes von dannen. 

Last but not least, die Haupt­per­son des Anlas­ses, der majes­tä­ti­sche Weih­nachts­baum. Er erhielt neben den Lich­ter­ket­ten ein bun­tes Kleid aus selbst gebas­tel­ten Weih­nachts­de­ko­ra­tio­nen, glän­zen­den Weih­nachts­ku­geln, Zeich­nun­gen und Wün­schen. Es lohnt sich, vorbeizuschauen. 

Gegen 19:00 war der Spass vor­bei und auch die letz­ten Unent­weg­ten mach­ten sich froh und zufrie­den auf den Heim­weg. Hof­fen wir, dass alle Wün­sche in Erfül­lung gehen werden. 

Wir möch­ten allen Orga­ni­sa­tio­nen und Frei­wil­li­gen, das heisst dem Quar­tier­ver­ein Aus­ser­sihl-Hard, der Schu­le Sihl­feld, der Quar­tier­ko­or­di­na­ti­on der Stadt Zürich, dem Bul­lin­ger­treff, dem Fami­li­en­treff Hard und der Felix und Regu­la Kir­che, die die­sen Anlass ermög­licht haben, danken. 

PS: Es ste­hen noch ein paar wei­te­re wun­der­schö­ne Weih­nachts­bäu­me im Quar­tier. Einer ist bei der Bahn­un­ter­füh­rung an der Ecke Langstrasse/Lagerstrasse zu bewun­dern, ein zwei­ter Ecke Langstrasse/Röntgenstrasse. Bei­de wur­de in Zusam­men­ar­beit mit der Quar­tier­ko­or­di­na­ti­on, dem Pfle­ge­zen­trum Erlen­hof und den Schu­len des Krei­ses 4 auf­ge­stellt und geschmückt. Wäh­rend am Hel­ve­ti­a­platz der obli­ga­te Weih­nachts­baum des Gewer­be­ver­ei­nes steht. 

Knecht Ruprecht

Ruprecht:

Habt guten Abend, alt und jung,
Bin allen wohl bekannt genung.
Von drauß’ vom Wal­de komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weih­nach­tet sehr!
All­über­all auf den Tannenspitzen
Sah ich gol­de­ne Licht­lein sitzen;
Und dro­ben aus dem Himmelstor
Sah mit gro­ßen Augen das Christ­kind hervor;
Und wie ich so strolcht’ durch den fins­tern Tann,
Da rief’s mich mit hel­ler Stim­me an:
»Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Bei­ne und spu­te dich schnell!
Die Ker­zen fan­gen zu bren­nen an,
Das Him­mels­tor ist aufgetan,
Alt’ und Jun­ge sol­len nun
Von der Jagd des Lebens ein­mal ruhn;
Und mor­gen flieg ich hin­ab zur Erden,
Denn es soll wie­der Weih­nach­ten werden!«
Ich sprach: »O lie­ber Her­re Christ,
Mei­ne Rei­se fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in die­se Stadt,
Wo’s eitel gute Kin­der hat.«

»Hast denn das Säck­lein auch bei dir?«
Ich sprach: »Das Säck­lein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
Essen from­me Kin­der gern.«

»Hast denn die Rute auch bei dir?«
Ich sprach: »Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kin­der nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«
Christ­kind­lein sprach: »So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treu­er Knecht!«
Von drauß’ vom Wal­de komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weih­nach­tet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier­in­nen find!
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

Vater:

Die Kin­der sind wohl alle gut,
Haben nur mit­un­ter was trot­zi­gen Mut.

Ruprecht:

Ei, ei, für trotz­gen Kindermut
Ist mei­ne lan­ge Rute gut!
Heißt es bei euch denn nicht mitunter:
Nie­der den Kopf und die Hosen herunter?

Vater:

Wie einer sün­digt, so wird er gestraft;
Die Kin­der sind schon alle brav.

Ruprecht:

Ste­cken sie die Nas auch tüch­tig ins Buch,
Lesen und schrei­ben und rech­nen genug?

Vater:

Sie ler­nen mit ihrer klei­nen Kraft,
Wir hof­fen zu Gott, daß es end­lich schafft.

Ruprecht:

Beten sie denn nach altem Brauch
Im Bett ihr Abend­sprüch­lein auch?

Vater:

Neu­lich hört ich im Kämmerlein
Eine klei­ne Stim­me spre­chen allein;
Und als ich an die Tür getreten,
Für alle Lie­ben hört ich sie beten.

Ruprecht:

So neh­met denn Christ­kind­leins Gruß,
Kuchen und Äpfel, Äpfel und Nuß;
Pro­biert ein­mal von sei­nen Gaben,
Mor­gen sollt ihr was Bes­se­res haben.
Dann kommt mit sei­nem Kerzenschein
Christ­kind­lein sel­ber zu euch herein.
Heut hält es noch am Him­mel Wacht;
Nun schla­fet sanft, habt gute Nacht.

(Theo­dor Storm 1817–1888, deut­scher Schriftsteller)

(mk)

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