Bis 1980 lagen praktisch alle Betriebsanlagen der SBB im Raum Zürich auf Aussersihler Boden. Kein Wunder also, dass der Quartierverein die Bahn praktisch zum Dauerthema macht. Die Bahnreform der Neunzigerjahre, vor allem aber das gewaltige Werk der Zürcher S‑Bahn, haben die Strukturen, Funktionen und Standorte der grossen SBB-Betriebe gründlich verändert. Welcher Stadtzürcher sucht das Herzstück des S‑Bahnbetriebs denn auch in Oberwinterthur. Also höchste Zeit, dass der Quartierverein Gelegenheit bietet, zentrale Einrichtungen, einst vor der Haustür gelegen, in der Region zu besuchen.
Eine Gruppe von technisch interessierten Mitgliedern, die in der Lage waren, einen Montagnachmittag für den Besuch zu reservieren, hatte sich am 27. Mai pünktlich vor der Werkhalle im Hegifeld eingefunden. Nichtwinterthurer orientieren sich am Technorama-Museum, das gut am öffentlichen Verkehr angebunden ist. Eine Strassenbrücke über die Gleisfelder längs der Frauenfelder Strecke führt direkt zu den umfangreichen Gebäulichkeiten der achtziger Jahre, die ständig, mit zunehmendem Verkehr und technischer Entwicklung, den Bedürfnissen angepasst werden müssen.
Frau Manuela Kramer, Leiterin Produktionstechnik Operating Personenverkehr, gab eingangs Einblicke in die Organisationsstrukturen des Betriebs. Wir lernten, dass Zürich in der Herdern eine ähnliche Einrichtung für den Fernverkehr zugeteilt bekam, dass dieses Werk aber auch noch Arbeiten bei der S‑Bahn abdeckt, die aus organisatorischen Gründen nicht nach Winterthur überwiesen werden. Dafür besorgt in Winterthur eine Nebenabteilung noch den Unterhalt für die Ostschweizer SBB Tochter THURBO.
Frau Kramer führte uns anschliessend durch Werkhallen und Teile des Betriebsgeländes. Starkes Interesse fanden die Zwischenschritte im regelmässigen Unterhalt der Züge, von der Reinigung über das Abpumpen der Abwässer bis zum Ersatz von Bremsklötzen. Als Kompetenzzentrum behandelt das Werk im Unterhalt auch gemeldete kleinere bis grössere Störungen. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb rund um die Uhr. Während unserer Besuchszeit nahmen wir Dienstschluss und Arbeitsantritt von Spezialisten wahr. Ein Spezialgleis in der Halle nimmt von Sprayern “behandelte” Züge auf. Der Zulauf sei saison- und witterungsbedingt, hörten wir. Interesse erweckte auch die Abfahrt von Einsatzzügen für den Spitzenverkehr am frühen Abend. Dienstantritte von Lokführern direkt im Werk sind häufig. Als Leerkomposition rollt der Zug dann zum Einsatzbahnhof, in unserem Fall nach Winterthur HB und Effretikon.
Der Besuch in einem Dienstleistungszentrum unserer Bahn öffnet dem Reisenden in vielerlei Hinsicht die Augen.
Max PETER (mp)