Nein, leider nicht! Die Stadt Zürich hat entschieden, dass die bereits im September letzten Jahres versuchsweise abgebauten Barrieren in der Innenstadt nicht wieder aufgebaut werden sollen. Die Anwohnenden sind vor den Kopf gestossen, die Quartiervereine “not amused”!
In der Innenstadt sind, nein waren, an verschiedenen Stellen bediente Barrieren installiert – wie auf dem Foto links (eben nicht mehr) zu sehen. Diese blockierten gewisse Strassen, zum Beispiel um ein bestehendes Nachtfahrverbot umzusetzen. Die Barrieren trugen damit zur Quartiersicherheit und zur Verkehssicherheit bei.
Im September letzten Jahres wurden die Barrieren plötzlich abgebaut. Angekündigt wurde dies sehr kurzfristig in der Tagespresse. Die betroffenen Quartiervereine erhielten wie üblich die Medienmitteilung am Abend vorher. In dieser Mitteilung hiess es, dass man versuchen will, ob man zukünftig auch ohne die Barrieren auskommen kann. Der Grund für diese Aktion war der übliche: Sparmassnahmen!
Die Versuchsphase dauerte bis Ende Februar 2016. Die Innenstadtquartiervereine kontaktierten in dieser Zeit mehrere Male die Entscheidungsträger der Stadt. Eine klare Antwort wurde jedoch nie gegeben, sondern stets auf den Abschluss des Versuchs Ende Februar 2016 und die anschliessende Auswertung verwiesen. Auch unsere Apelle, uns in den Auswertungsprozess mit einzubeziehen, wurde nicht beachtet. Die betroffenen Anwohnenden beobachteten während dieser Zeit, dass die Belastung durch den zusätzlichen Verkehr stark zunahm, während die Verkehrssicherheit des nicht motorisierten Verkehrs litt und immer noch leidet. Die Nachtfahrverbote sind zwar immer noch vorhanden, werden aber nicht durchgesetzt.
Der “Versuch” wurde durch ein externes Planungsbüro, die Sozialforschungsstelle der Universität Zürich und diverse weitere Stellen begleitet und ausgewertet. Einerseits fanden Verkehrszählungen statt, andrerseits wurden an einige Anwohner/innen Fragebogen verschickt. Das Ergebnis ist ein 100 Seiten starker Monitoring-Bericht, der uns vorliegt.
Dieser Bericht bestätigt die Beobachtungen der Quartiervereine und der Anwohnenden. Etliche engagierte Bewohner/innen im Kreis 4 zählten an diversen Wochenenden die Autos, die das Nachtfahrverbot nicht beachteten. Die Zahlen waren frappant: man könnte sich in einer Samstagnacht eine Stunde hinstellen, Bussen verteilen und den Rest des Monats freinehmen. Wenn das nicht ein Schoggijob ist! Die Fragebogen wiederum ergaben, dass die Anwohnenden die neue Situation als Verschlechterung sehen. Die meisten wünschen sich die Barrieren zurück. Aufgrund dieser Fakten sollte man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass die Barrieren so rasch wie möglich wieder in Betrieb genommen werden sollten.
Entschieden wurde jedoch das Gegenteil, und diese Mitteilung erfolgte ebenso knapp und prägnant wie jene im September: die Barrieren bleiben weg! Auch hier wurden die Quartiervereine nicht mit einbezogen, die zahlreichen Rückmeldungen der Anwohnenden zu Handen der Stadt waren nicht beachtet worden.
Ein Dialog zwischen den betroffenen Quartiervereinen und den Entscheidungsträgern fand nie statt, obwohl wir immer Gesprächsbereitschaft signalisiert hatten. Eine Vereinbarung zwischen den Quartiervereinen und der Stadt legt fest, dass bei derart einschneidenden Änderungen die Quartiervereine mit einbezogen werden. Das dies nicht geschah, ist sehr bedauerlich. So war es von Vorneherein unmöglich, einen Kompromiss zu finden oder andere Möglichkeiten durchzusprechen.
Wer im Kreis 4 wohnt, vor allem im Bereich der Langstrasse, lebt gerne dort. Es handelt sich um engagierte Leute, die das Quirlige unseres Quartiers schätzen und sich für die Vielfalt und Lebensqualität einsetzen. Wir finden es sehr schade, dass diese Leute zu gunsten einiger fragwürdiger Spasmassnahmen dermassen vor den Kopf gestossen werden.
Diese Politik stösst bei uns auf Unverständnis und wir lehnen dieses Vorgehen ab.
Der Quartierverein Aussersihl-Hard wird sich auch weiterhin für die Wiederinbetriebnahme der Barrieren einsetzen! (ao)
Dossier:
Medienmitteilung des Quartiervereins, versandt am 01.04.2016: hier klicken!
Verlautbarung der Quartiergruppe Frühlingserwachen, den Initianten des Nachtfahrverbots von 1987: hier klicken!